Ausstellung: 7.6. – 5.7.2025
Der Kunstverein kjubh zeigt Morgaine Schäfer mit der multimedialen Installation „Schicht, die“, bestehend aus einer Porträtserie, stummen Dienern und selbstgenähten Kleidungsstücken.
Schäfer entwickelte für die Arbeit bedruckte Stoffe, aus denen sie Kleidung anfertigte. Als Grundlage der Drucke dienten Frottagen (Abreibungen), die auf die Grabsteine eines alten Stiftsfriedhofs der Diakonissen des Henriettenstifts in Hannover zurückgehen. Die Übertragung dieser Abreibungen auf Textilien und das, dadurch erreichte Umschichten der Oberflächen ist als ein transformativer Akt der Übersetzung zu verstehen, in dem sich Körperlichkeit und Kleidung, verstanden als Zeichen der Repräsentation, verschränken.
In der Porträtserie schließlich inszeniert Morgaine Schäfer zeitgenössische Frauen, die die bedruckten Kleidungsstücke tragen. Ihre körperliche Präsenz verleiht der historischen Frauengemeinschaft der Diakonissen neue Sichtbarkeit. So werden Narrative weiblicher Selbstermächtigung, Fürsorge und Widerständigkeit ebenso angesprochen wie die Frage nach der medialen Konstitution von Erinnerung. Die in den Porträts neu konfigurierten Körper werden zum Ort einer performativen Reinszenierung historischer Weiblichkeit.
Schäfers fotografisch-konzeptuelle Praxis nähert sich dem Erbe der Diakonissen so auf materieller und symbolischer Ebene an. „Schicht, die“ entfaltet sich als ein visuelles Archiv, in dem soziale Zuschreibungen, biografische Spuren und eine imaginierte Körperlichkeit einander überlagern. Die Arbeit generiert dabei einen dialogischer Raum zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
„Schicht, die“ oszilliert so zwischen Sichtbarmachung und Überschreibung, medialer Spur und gegenwärtiger Reartikulation in Form der Ausstellung. Im Anschluss an Zielinskis medienarchäologisches Denken lässt sich „Schicht, die“ als Versuch lesen, verdrängte mediale Praktiken freizulegen, die Körper, Textil und Bild als Wissensmedien historischer Subjektivierung begreifen.
Text: Elisabeth Heil